Gert Linz Kurz vor der Mündung der Nidda in den Main..am Gaasebrickelsche... Gert Linz ,
                                 Gert Linz  Kurz vor der Mündung der Nidda in den Main..am Gaasebrickelsche...             Gert Linz                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ,                                                                                        

Predigen

Am Ende des Speisesaales in St. Georgen neben der Tür durch die die Essenwagen hereingeschoben wurden, stand in St. Georgen eine kleine Holzkanzel. Auf der stand der Theologiestudent, der seine erste Predigt halten mußte. Für die Esser galt "Silentium ",  das Geklapper des Bestecks, der Schüsseln und Teller war dennoch unüberhörbar: eine wunderbare Athmossphäre für ein "geistliches Wort"!

Meine erste Predigt dort habe ich durch die Jahre gerettet:

ErstePredigt1960.pdf
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Später gab es dann auch die Möglichkeit, im Theresien-Kinderheim in Offenbach das Predigen zu üben. Das war aber alles zu wenig.

Homiletik hieß das Studienfach, das uns das Predigen beibringen sollte.

Das war mehr langweilige Theorie als Hilfe für die später so dringende wöchentliche Not.

 

"Was machden ihr Mann?"-"Brädchen"-"Isser Bäcker?" - "Nää, Pfarrer".

 

Als Seelsorgepraktikant stand ich dann einmal genau in der Vierung des Wetzlarer Domes vor dem Altar, nur ein Mikrofon vor mir. Ich habe dieses gute Gefühl noch in mir: alle schauen dich an, von vorne, von beiden Seiten und lauschen. Du stehst mitten zwischen Leuten... Offenbar wußte ich damals, was ich sagen wollte...

 

Vor meinem Weggang aus Braunfels habe ich mich besonders wohl gefühlt hinter dem Ambo - wahrscheinlich auch, weil ich die Predigten aufgeschrieben habe und so auch zielstrebig reden konnte. Beginn und Schluß waren wohl kalkuliert. 

 

In den Gefängnisgottesdiensten war dann Improvisation gefragt: eine mehrsprachige Gemeinde, also kurze Textepassagen wechselnd in Deutsch, Englisch, Spanisch...,  mehr oder weniger aufmerksame Zuhörer in einem Mehrzweckraum. Am meisten waren die Gottesdienste in der alten Kirche der Frauenanstalt mit den Gottesdiensten in den früheren Gottesdiensten vergleichbar - aber nur, was den Raum angeht.

 

Und noch so ein gutes Gefühl in der Vierung des Frankfurter Kaiserdomes. Da ging es um das Thema  "...Gefangenen gerecht werden." Die Predigt hatte ich Wort für Wort bedacht und aufgeschrieben. Du findest sie in Meine 19 Jahre Knast.

 

Kirche der Strafanstalt Preungesheim von 1889, inzwischen abgerissen. Davor der Hof des Geschlossenen Mutterkindheimes; war früher der Haupteingang. Der Kirchenraum war über dem Erdgeschoss.
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© Gert Linz